Das sind die Preisträger:innen 2019

Zum dritten Mal seit dem Bestehen von The Power of the Arts hat die Jury wieder beeindruckende Projekte ausgezeichnet.

29. Oktober 2019

Zum dritten Mal wird in diesem Jahr der Förderpreis The Power of the Arts vergeben, mit insgesamt 200.000 Euro einer der höchstdotierten Förderpreise im Bereich Kunst und Kultur in Deutschland. Ziel der Initiative der Philip Morris GmbH ist, Projekte zu unterstützen, die sich mit den Mitteln der Kultur für eine offene Gesellschaft und ein „neues Wir“ einsetzen. Mehr als 100 gemeinnützige Initiativen haben sich diesmal beworben. Die folgenden vier von der Jury ausgewählten Vorhaben werden mit je 50.000 Euro ausgezeichnet:

Elfriede Buben, Leiterin Corporate Responsibility bei der Philip Morris GmbH betont:

Wir haben das große Glück in einer Gesellschaft zu leben, die noch nie so vielfältig und liberal war. Die anhaltenden Debatten zeigen jedoch, dass dieser Zustand nicht als Selbstverständlichkeit missverstanden werden darf. Deshalb ist es wichtiger denn je, die Initiative fortzusetzen. Wir freuen uns, erneut vier Projekte auszeichnen zu dürfen, die sich trotz unterschiedlichster Widerstände beispiellos für unsere offene Gesellschaft engagieren“.

Die ausgezeichneten Projekte im Detail:

Hajusom e.V. - Farzad Fadai, Ella Huck, Elmira Ghafoori, Julia zur Lippe (v.l.n.r.) © David Frank
Hajusom e.V. - Farzad Fadai, Ella Huck, Elmira Ghafoori, Julia zur Lippe (v.l.n.r.) © David Frank

Hajusom e.V. aus Hamburg

Die Hamburger Künstlerinitiative Hajusom e.V. realisiert seit 2010 künstlerische Projekte mit unbegleiteten Geflüchteten. Als Zentrum für transnationale Künste verbindet Hajusom künstlerische Qualität, politischen Aktivismus und soziales Engagement. Ausgezeichnet werden sie für ein neu entwickeltes Video-Performance-Projekt.

Die Jury urteilt: „Das Projekt Hajusom wagt den Schritt in die Zukunft, bringt unterschiedliche Bevölkerungsgruppen neu zusammen, macht dabei nicht Diskriminierung sichtbar, sondern hält vor allem der Gesamtgesellschaft den Spiegel vor. Den Künstler:innen gelingt es, gegenwärtig kontrovers diskutierte Themen wie Benachteiligung und Integration mit Humor und Ironie zu begegnen. Dieser emanzipativ-innovative Umgang würde der aktuellen Debatte auch gut tun.“

Bridges - Musik verbindet gGmbH - Elfriede Buben, Johanna-Leonore Dahlhoff, Anke Karen Meyer (v.l.n.r.) © Clemens Porikys
Bridges - Musik verbindet gGmbH - Elfriede Buben, Johanna-Leonore Dahlhoff, Anke Karen Meyer (v.l.n.r.) © Clemens Porikys

BRIDGES – Musik verbindet aus Frankfurt

Bridges bringt Musiker:innen mit und ohne Migrations- und Fluchthintergrund zusammen, um gemeinsam in der Öffentlichkeit zu musizieren. Mehr als 130 Musikbegeisterte aus 25 Ländern haben bereits verschiedene Ensembles gebildet und mehr als 230 Auftritte gehabt. Das ausgezeichnete Bridges-Kammerorchester soll zu einer festen Einrichtung aufgebaut werden. Es besteht zu je einem Drittel aus Einheimischen, Migrant:innen und Geflüchteten mit einem gemeinsamen Ziel: Sie wollen DAS deutsche Orchester werden, das Deutschland in seiner Vielfalt und seinem kulturellen Reichtum wiederspiegelt.

Die Jury urteilt: „Das Bridges-Kammerorchester als ‚demokratisches Orchester‘ mit herausragenden Musiker:innen, wirkt nahezu wie ein Symbolbild dafür, wie gesellschaftliches Zusammenleben auch möglich wäre und birgt damit großes Potential als Vorbildfunktion: Aus Unterschiedlichkeiten entsteht im Orchester ein gemeinsamer Klang, ein gemeinsames Erleben der Schönheit von Musik. Das wünschte man sich für eine gelingende Gesellschaft.“

Offener Kanal Magdeburg e.V. - Elfriede Buben, Bettina Wiengarn, Susann Frömmer, Patrick Jannack (v.l.n.r.) © Clemens Porikys
Offener Kanal Magdeburg e.V. - Elfriede Buben, Bettina Wiengarn, Susann Frömmer, Patrick Jannack (v.l.n.r.) © Clemens Porikys

Offener Kanal Magdeburg e.V. aus Magdeburg

Der Offene Kanal Magdeburg unterstützt als freier Sender unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen bei der Produktion von Film- und TV-Beiträgen. Ziel ist es, die lokale Kommunikation zu stärken sowie für die Belange unterschiedlicher Bevölkerungsschichten eine breite Öffentlichkeit herzustellen. Ausgezeichnet wurde das Projekt „Magdeburg Moritzplatz“. Der Moritzplatz im Magdeburger Viertel Neue Neustadt ist ein sozialer Brennpunkt. Das auf drei Staffeln angelegte Filmprojekt erzählt Geschichten aus der Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen, die dort leben. Gedreht wird mit rund 80 jungen einheimischen Migrant:innen und Geflüchteten. Thematisiert werden die Folgen des Aufeinandertreffens von Kulturen und Subkulturen, der Verlust von Heimat, die Suche nach Orientierung und Identität.

Die Begründung der Jury: „Das Projekt ‚Magdeburg Moritzplatz‘ verknüpft politische und künstlerische Arbeit in einem zeitgemäßen Format und spricht zudem ein breiteres Publikum an. Es blickt hinein in einen Mikrokosmos, der stellvertretend ist für viele andere Orte in Deutschland. Die Gestaltung der Erzählung ist daran ausgerichtet, die Beteiligten und ihre Lebensrealitäten mit einzubeziehen, sich auf Augenhöhe zu begegnen und damit neue Erzählperspektiven aufzubereiten, die es dringlichst braucht.“

Kulturzentrum Dieselstrasse - vorne: Laura Brückmann, Elfriede Buben hinten: Sabine Bartsch, Hans Fickelscher, Johannes Plattner (jeweils v.l.n.r.) © Antony Sojka
Kulturzentrum Dieselstrasse - vorne: Laura Brückmann, Elfriede Buben hinten: Sabine Bartsch, Hans Fickelscher, Johannes Plattner (jeweils v.l.n.r.) © Antony Sojka

DieTanzKompanie im Kulturzentrum Dieselstrasse Esslingen

Tanz und noch viel mehr. Profitänzer:innen mit und ohne Handicap schreiben den Tanzbegriff neu. Sie stehen im Dieselstrasse Kulturzentrum e.V. in Esslingen auf der Bühne alleine, im Duo oder in der Gruppe mit und ohne Rollstuhl. Der französische Choreograf und Filmemacher Gregory Darcy gründet eine neue Tanzkompanie und will mit seiner Gruppe auf hohem Niveau das Thema Handicap und Tanz ins Bewusstsein der Zuschauer:innen bringen. Dabei geht es auch um die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen nach Perfektion, Akzeptanz des Andersseins und Schönheitsidealen. Im Zusammenhang mit verschiedenen Arten der Beeinträchtigung entstehen neue Bewegungs- und Tanzstile, begleitet von neuen live-Kompositionen. Und das alles mit Profis und Semiprofis, sowohl in der Musik als auch im Tanz.

Das sagt die Jury: „Tanz ist Berührung, ist eine andere Form des Sprechens. Menschen mit und ohne Handicap können hier in der Welt des Tanzes neue und innovative Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln – wie etwa das Weiterdenken von Gebärdensprache als Tanzform. Dass sich das Projekt außerdem gezielt der Bespielung des ländlichen Raumes widmet, macht es auf einer weiteren Ebene außergewöhnlich und lässt hoffen, dass es Inspiration für andere wird.“